FINNJET Minikreuzfahrt Mai 2005

Hinzugefügt:
26.08.2005
Schiff:
Finnjet
Route:
ROS-TAL / TAL-ROS
Reisedatum:
14.05.-15.05.2005 / 17.05.-18.05.2005
Author
Helge Kleinschmidt, Deutschland

Abfahrt am 14.05.2005

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Unser Schiff, Hotel, Club, Einkaufszentrum und Restaurant für die nächsten 24 Stunden: Die GTS FINNJET.Samstag 11.55 Uhr. Wie immer pünktlich, ein Blick aus dem Küchenfenster und die Finnjet nähert sich über die Wendeplatte ihrem Liegeplatz im Rostocker Seehafen. 12.00 Uhr festmachen. Da können wir uns noch ganz entspannt zurücklehnen und noch einen Kaffee genießen. Gegen 15.30 Uhr machen wir uns auf den Weg durch den Warnowtunnel und sind zehn Minuten später am Check-In von Silja Line. Wahrscheinlich habe ich den kürzesten Anfahrtsweg aller Passagiere, denn der Motor ist nicht mal richtig warm geworden.

Beim Einchecken geht es völlig entspannt zu und mit etwas Charme und Freundlichkeit gelingt es mir eine Kabine über dem Bug zu organisieren. Am Terminal ist da schon etwas mehr los. Dank deutscher Ordnung bleiben alle in einer Reihe und auch der Letzte hat ein freundliches Wort für den Beamten in seinem Container übrig. Wir gönnen uns den Luxus und lassen unser Gepäck vom Service bis zu unserer Kabine bringen. Auf knarrenden Brettern geht es in den Cateringbereich und im millionenfach bewährtem Campingstuhl lässt sich die Zeit bis zum Boarding bei einem kühlen Bier ganz gut überbrücken.

Wir lassen dann auch den ganzen Pulk, der vor der Gangway steht an Bord gehen und sind mit die Letzten, die vom Bordfotographen auf die Speicherkarte gebannt werden. Wie sich später herausstellen sollte, kam dieser Schnappschuß so überraschend, dass wir freiwillig auf den Kauf dieses Bildes verzichtet haben... Irgendwie haben wir schon zu viele Bilder auf denen wir blöd aussehen.

Der Blick aus unserer Kabine - gerade wird die Bugklappe geschlossen!~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Bevor wir an Bord gegangen sind, habe ich meine Frau gebeten, mal das Schiff und seine Einrichtung, die Farben und Materialien auf sich wirken zu lassen, mit der Superfast zu vergleichen und mir dann in unserer Kabine sagen, wie sie dieses Schiff „empfindet“. (Vor einem Jahr Waren wir mit Superfast nach Hanko unterwegs. d.R.) Meine Neugierde auf das umgebaute Schiff war natürlich kaum zu unterdrücken, denn meine letzte Fahrt mit der Finnjet lag bereits zwei Jahre zurück. Unsere Kabine war schnell gefunden, nur das Gepäck war nicht da... Obwohl man dem Mecklenburger nachsagt „er hätte die Ruhe weg...“, wurde ich gegen 16.40 Uhr etwas unruhig. Fünf Minuten später wollte ich mich auf die optimistische Suche nach unseren Gepäckstücken machen. Raus aus der Kabine, nach links um die Ecke .... und - beinahe wäre ich drüber gefallen - da standen unsere Koffer, aber niemand hat an die Kabinentür geklopft. Eh', die Dinger haben Rollen und sind auch mal schnell in einer anderen Kabine verschwunden!

Der Wind drückt uns auf Superfast zu.~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Pünktlich um 17.00 Uhr hieß es „Leinen Los!“ und die Finnjet schob sich rückwärts aus dem Hafenbecken um auf der Wendeplatte ihren Bug in Richtung Seekanal zu drehen. Wir begaben uns auf die Backbordseite der Finnjet um das Auslaufen zu beobachten und um einen Blick auf das neue Kreuzfahrtterminal von Warnemünde zu werfen. Von See her näherte sich bereits die Superfast der Hafeneinfahrt (viel zu früh) und zwang die vor uns laufende Scandlines Fähre kurz nach dem Passieren der Molenköpfe von Warnemünde zum Verlassen des Seeweges. Die Finnjet machte zu diesem Zeitpunkt kaum noch Fahrt voraus und versuchte unter Einsatz aller Strahlruder die Position zu halten, was bei dem doch recht kräftig wehenden Ostwind (...jetzt weiß ich auch warum die Superfastfähre schon da war: RÜCKENWIND!!!) sicher nicht ganz leicht war. Von unserem Standort sah es aus, als würden sich Superfast und Finnjet auf Kollisionskurs nähern. Interessanterweise fuhr auf einem Parallelkurs zur Finnjet eine Segelyacht mutig der Superfast entgegen. Auf Höhe des neuen Kreuzfahrtterminals sind sich dann beide Schiffe unter Ausnutzung der vollen Seekanalbreite begegnet und letztendlich problemlos passiert. Ach ja, da war doch noch was ... die Segelyacht. Wäre ich Skipper gewesen, hätte ich den Motor angeschmissen und eine kleine Entspannungsrunde durch das ehemalige Dockbecken der Warnemünder Werft gedreht, bis sich die beide großen Pötte gefahrlos passiert hätten. Man konnte noch erkennen, das kurz vor dieser Situation die Frau des Skippers, welche am Ruder stand, dasselbe panisch verließ und ihrem Mann die Klärung der Angelegenheit überlassen hat. War schon spannend - und ich habe keine Vorurteile, von wegen Frau am Steuer und so...

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

17.37 Uhr haben wir die Molenköpfe passiert, kurz danach den Lotsen von Bord gehen sehen und uns auf ein entspannte Fahrt gen Osten vorbereitet. Gut 20 Minuten später rollte die Finnjet durch die kaum erkennbare Dünung der Ostsee und wir haben unseren Rundgang durch die Decks begonnen. Da ich nun nach dem Umbau das erste Mal an Bord war, und meine Eindrücke von der ersten Reise doch noch recht aktuell waren, bin ich sehr angenehm überrascht und begeistert, was man aus der „alten“ Lady gemacht hat. Sehr gut gefallen mir die Farben und Materialien. Meine Frau findet das Schiff auf jeden Fall schöner, großzügiger und obwohl schon fast 30 Jahre alt immer noch irgendwie jung und frisch - auf den Superfast Schiffen geht`s definitiv viel enger zu und die vielfältigeren Möglichkeiten des Speisens gibt es auf der Finnjet.

Die Info-Halle auf Deck 4 erstrahlt in modernen Farben.Fest das gesamte Hinterschiff der Finnjet ist auf deck 5 mit elegantem Parkett ausgelegt.
Nachdem wir uns auf dem Schiff umgesehen hatten, haben wir uns in Schale geschmissen und uns in die Bar gesetzt, ein paar Drinks genommen und auf das Programm gewartet. Ob nun eine Zaubershow das Optimale auf so einem Schiff ist, mag Geschmackssache sein. Der Magier Paul Dabek war ganz o.k., aber seine Assistentin sah aus, als ob einer seiner Tricks irgendwann mal schief gegangen war - autsch. Allerdings weiß ich auch nach diesem Abend nicht, wie das mit dem Zersägen der Jungfrau funktioniert. Meine Frau wollte sich auch nicht als Testperson zur Verfügung stellen, nicht wegen dem Zersägen, aber sie sagte sie sei keine Jungfrau mehr. Stimmt!!! Wir haben zwei Kinder!!!
Irgendwann haben wir uns in unsere Kabine verzogen und sind sanft schaukelnd eingeschlafen.

Ich habe sofort gespürt, dass man nicht mit voller Kraft fährt, denn es gab weder Vibrationen noch hat die Lampe auf dem Tisch geklappert. (Hatte mir extra ein schweres Buch mitgenommen, um es im Ernstfall auf die Lampe zu legen - den Trick hatte ich noch von meiner ersten Reise)

Tag auf See, 15.05.2005

Der Blick aus unserem Kabinenfenster~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Am nächsten Morgen fiel mein Blick als erstes aus unserem Kabinenfenster, nein falsch .... erst auf meine Frau, dann aus dem Kabinenfenster!!! Vor uns lag eine extra ruhige Ostsee, wie ich sie so noch nicht gesehen habe. Nach dem üppigen Frühstück, bei dem wir uns den Tisch mit ein paar Russen geteilt haben (die übrigens gefuttert haben, als würde es im nächsten halben Jahr nichts mehr zu essen geben), ging es zum Verdauungsspaziergang an Deck und wir haben ein schönes sonniges Fleckchen auf dem Achterdeck gefunden. Kurze Zeit später hat dann ein Mitarbeiter der „Finnjet Entertainment Crew“ ein paar Lautsprecherboxen auf das Farbenlager gewuchtet und wir haben den Vormittag bei klasse Hits aus den 80er Jahren verbracht. Nachdem einige Biere den Kiosk auf dem Achterdeck verlassen hatten, habe auch ich mir ein Bierchen holen wollen. Dieses wurde dann auch von einem schlecht gelaunten russischen Crewmitglied, der es bei meiner Bestellung nicht für nötig hielt, die Hände aus den Hosentaschen zu nehmen, wenigstens fachgerecht gezapft.

Boxen auf dem Farbcontainerohne Worte :-)Es hat riesigen Spaß bereitet, den Menschen auf dem Achterdeck zuzusehen und sie zu beobachten. Das Rentnerpärchen, welches ungefähr fünfmal in einer viertel Stunde den Sitzplatz gewechselt hat, um optimale Sonneneinstrahlung zu genießen. Dem vertieften Leser der es nicht mitbekommt, das die Asche seiner Zigarette in das Bierglas fällt und es danach trotzdem austrinkt. (Ich wusste schon immer, dass Nikotin süchtig macht!) Die Männertruppe, die möglichst schnell versucht den Alkoholpegel vom Vorabend zu erreichen und die aus großen glasigen Augen zu den beiden Grazien glotzen, welche bauchfrei über das Achterdeck stolzieren ... ja ja, die sahen auch wirklich klasse aus ;-).

TALLINN

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Ankunft in TallinnJa, ja.. rechts überholen!!! :-)Die Meisten haben diese Überfahrt einfach genossen und so sind wir bei blauem Himmel und wenig Abgasfahne in Richtung Tallinn gefahren, wo wir pünktlich um 17.47 Uhr den Lotsen übernommen haben, der dann gemeinsam mit Kapitän Slotte die Finnjet sicher in den Hafen von Tallinn manövrierte. Kurz vor der Hafeneinfahrt wurde die Finnjet dann noch an Steuerbord von der heranjagenden SuperSeaCat überholt. Männer und ihre Fahrzeuge ...wie auf der deutschen Autobahn! Tallinn war erreicht.

Entgegen der Befürchtungen nach der ersten Reise nach Tallinn waren die Beamtinnen des estnischen Zolls offen und freundlich. Vor zwei Jahren sah es doch etwas anders aus. Bei den grimmig dreinschauenden Beamten hatte man unweigerlich das Gefühl beim ersten falschen Wort sofort verhaftet zu werden - aber das ist Vergangenheit.
Vor dem Terminal stehen Busse bereit, welche uns in die verschiedenen Hotels der Stadt bringen sollen. Ich habe den Eindruck, man reißt sich um die Fahrgäste. Wenn man nicht aufpasst, sind alle vier Beförderungsscheine von Silja Line weg, bevor man überhaupt im Bus sitzt. Neugierig beobachten wir das Treiben auf den Straßen um das Terminal herum. Kistenweise werden Bier und Schnaps von rotnäsigen Männern und Frauen zurück in Richtung Terminal geschleppt. Sinn und Zweck des Ganzen sind bekannt und über die Nationalität der Personen kann ich keine Angaben machen. STOP, da ist auch wieder die Männertruppe von der Finnjet, immer noch oder schon wieder mit glasigen Augen und beim Anblick der transportierten Alkoholmengen mit einem breiten Grinsen über das ganze Gesicht ... und die sind garantiert Deutsche.

Während ich noch darüber staune, was sich in zwei Jahren in Tallinn doch alles geändert hat, werde ich durch eine knarrende Lautsprecherstimme, die lediglich das Wort „Olympia“ krächzt, aufgeschreckt. Wir müssen aussteigen. Die nette Dame an der Rezeption heißt uns „Willkommen“. Schnell sind die Formalitäten erledigt, unser Zimmer sofort gefunden und das Schließsystem der Tür macht überhaupt keine Schwierigkeiten, es ist das gleiche wie auf der Finnjet, welche gerade noch am Horizont zwischen den Häusern auf ihrem Weg nach St.Petersburg zu sehen ist.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Tallinn ist eine Reise wert und jeder, der auf schöne alte Städte abfährt, sollte da mal hin. Bei der fünftägigen Reise mit der Finnjet hat man zwei Übernachtungen und somit einen ganzen Tag Zeit sich die schönen und auch weniger schönen Ecken anzusehen.
Wir waren acht Stunden unterwegs und haben noch nicht Alles gesehen. Diese Stadt ist auf jeden Fall ein lohnendes Reiseziel.

Rückfahrt am 17.05.2005

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Am nächsten Morgen, dem Tag unserer Rückreise, genießen wir noch ein leckeres Frühstück im Hotel und ein Blick auf den Reiseverlaufzettel von Silja Line verrät, dass uns der Bus gegen 9.30 Uhr am Hotel abholen wird. Das Auschecken gelingt problemlos und pünktlich um 9.18 Uhr stehen wir im Foyer des Hotels und ich freue mich diebisch über die draußen wehende steife Brise - eine Rückfahrt mit SEEGANG!!!!!!!!!!!!!! 9.30 Uhr ist noch kein Bus da. Keine Panik, bei Silja Line heißt es „...der Bus kann sich bis zu zehn Minuten verspäten, da er mehrere Hotels anfährt.“ Wir treffen ein Pärchen von der Finnjet im Hotel, und da die Beiden entspannt sind und den gleichen Zettel haben wie wir, sind wir auch entspannt. 9.45 Uhr immer noch kein Bus da ..... mmmh, hat man uns etwa vergessen??? Während die Frau des Pärchens bei der Rezeption Informationen einholen will, versuche ich über mein Mobiltelefon Kontakt mit Silja Line in Rostock aufzunehmen. Beide Aktionen verliefen mit negativem Ergebnis. An der Rezeption hieß es, es sei noch nie (!!!) ein Bus von Silja Line hier gewesen, und in Rostock lief nur ein Anrufbeantworter mit dem Hinweis, man solle doch in Lübeck bei Silja Line anrufen...

Eine Telefonnummer gab es natürlich nicht. Die haben wir aber auf dem Zettel von Silja gefunden und angewählt. Die Dame in Lübeck fiel aus allen Wolken. (Es war inzwischen fast 10.00 Uhr!) Wir dann allerdings auch, denn sie sagte, dass die Finnjet um 10.30 Uhr in Tallinn ablegen und kaum warten würde. Wir sollten uns ein Taxi rufen und die Taxirechnung bei Silja Line einreichen - das wars!!! Zum Glück kam ein großer Audi als Taxi, denn der gute Wagen musste vier Personen und vier nicht gerade kleine Gepäckstücke verdauen. Für 10 Euro ging es in zügiger Fahrt zum Terminal. Jetzt haben wir nicht mehr links und rechts des Fahrweges geschaut, nein alle Blicke waren in Richtung Hafen gerichtet, ob unsere Finnjet schon rückwärts ablegt.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Beim Check-In konnte ich es mir doch nicht verkneifen, in aller Seelenruhe nach einer Kabine mit freier Sicht nach vorn zu fragen. Meine Frau war sauer. Ich habe es dann doch aufgegeben, denn die Damen kamen mit dem Computer nicht klar und außerdem war es inzwischen 10.25 Uhr. Die beiden Anderen aus dem Taxi waren am Nebenschalter fertig und riefen uns zu, sie würden Bescheid sagen, dass wir gleich kommen ... sehr optimistisch, denn durch das Gangwaysystem von Tallinn braucht man eine ganze Weile, bis man zur Finnjet gelangt ist und ich hatte meine Tickets immer noch nicht. Nach meinem Verzicht auf eine gute Aussicht war ich dann doch froh, dass unsere Koffer Rollen haben und so ging es zügig voran. Gestaunt habe ich über die Schrittfrequenz meiner Frau, es klang, als würde eine Horde wilder Buntspechte an der Blechverkleidung der Gangway hämmern. Nachdem wir ein schnaufendes Rentnerehepaar mit Silja Line Anhängern an ihren Koffern überholt hatten, sind wir etwas langsamer geworden und haben an Bord Bescheid gesagt, dass wir nicht die Letzten sind. Freundlich lächelnd wurden wir von der Besatzung begrüßt,.... ZACK ..., ein Blitzlicht und wir waren schon wieder auf die Speicherkarte des Bordfotographen gebannt. Irgendwie sieht das besch..... aus, wenn man mit heraushängender Zunge und hochrotem Kopf fotografiert wird. Auch diese Bilder wollten wir nicht...

Ein letzter Blick auf die Talliner Altstadt~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Das „Taxipärchen“ stand auch noch da und ich schlug vor, man könne doch mit einem Bierchen auf die etwas rasante Abreise aus Tallinn anstoßen. Die Beiden hatten eine Kabine in der Commodore Class gebucht und da gibt es in der Commodore-Lounge gratis Getränke, man schlug vor sich dort zu treffen. Wir haben uns verabredet und Silja Line um ein paar kostenlose Getränke gebracht. Außerdem konnte ich mal einen Blick in einen Bereich des Schiffes werfen, den man sich normalerweise etwas teurer erkaufen muss. Ich denke, diese Entschädigung geht in Ordnung. In der Commodore-Lounge trafen wir auf ein weiteres Pärchen, denen wir unsere Geschichte erzählt haben. Wir haben unsere Reiseverlaufzettel verglichen und mit Erstaunen festgestellt, dass es drei verschiedene Versionen von Silja Line gab und alle mit unterschiedlichen Zeiten! Okay, wir waren an Bord.

Die Commodore Lounge auf Deck 9Von hier oben eröffnen sich ganz neue Perspektiven.. :-)Höher geht eigentlich nicht... und aha, relativ eindeutig welche Turbine gerade läuft.. ;-)Der Radarmast der FINNJET

Die Finnjet steuert uns in die Nacht~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Meine Vorfreude aus dem Hotelfoyer in Tallinn wurde allerdings auch vom Winde verweht, denn die Ostsee zeigte sich wieder einmal von ihrer ruhigsten Seite und so konnten die Passagiere an Deck einen farbenprächtigen Sonnenuntergang genießen, während die Finnjet an der Westküste von Gotland entlang fuhr. Unser Abendessen haben wir auf die einfache Art im „Robert's Coffee “ eingenommen. Es ist preiswert und satt sind wir auch geworden. Die Preise an Bord der Finnjet unterscheiden sich nur unwesentlich von Gaststättenpreisen in Deutschland und da man so eine Reise nicht jede Woche macht, finde ich es nicht schlimm, den ein oder anderen Euro mehr auszugeben. Auf der Superfast sieht das schon anders aus. Bei unserer Fahrt im vergangenen Jahr habe ich meine Frau zu Kaffee und Kuchen überredet. Den Kuchen haben wir grammweise langsam auf der Zunge zergehen lassen und den Kaffee mit dem Kaffeelöffel ausgelöffelt. Zwei Stück Marzipantorte und zwei Becher Kaffee gehen bei Superfast Ferries für ca. 12 Euro über die Theke. Wir wollen nicht an alten Zeiten kleben, aber früher wären das fast 24,-DM gewesen ... irre!!! Und da wir gerade beim Thema sind, im Restaurant von Superfast musste man nach Plätzen anstehen und in der Diskothek war es zappenduster. Nur ein paar überquellende Wäschecontainer standen in den Ecken rum! Die einzige Unterhaltung fand in der „Sunshinebar“ statt. Dort sang eine zierliche Frau mit einer Stimme dünner als Papier, begleitet von einem Pianisten. Jedes Mal das gleiche Repertoire und dann auch noch in der gleichen Reihenfolge. Auf dieser Reise habe ich drei Long Island Icetea getrunken (nicht alle hintereinander ... das bekommt nicht so gut !!!). Alle drei haben unterschiedlich geschmeckt und alle drei gab es in unterschiedlichen Glasformen ... den vierten hätte es höchstwahrscheinlich aus 'nem Bierglas gegeben. Ich weiß nicht, ob es Mangel oder Faulheit war.

 

 

Gotland im abendlichen LichtKlasse Sonnenuntergang auf der Ostsee!

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Auch wenn auf der Finnjet an diesem Abend die gleiche Zaubershow wie auf der Hinfahrt gezeigt wurde, haben wir sie uns doch noch einmal angesehen. Ich dachte ich kriege das nun mal endlich raus, das mit der zersägten Jungfrau. Auf jeden Fall wurde an diesem Abend nur die Kurzversion der Show gezeigt, aber das geht in Ordnung. Wir sind auch nicht lange geblieben, denn es versammelten sich auf einmal ein Haufen lautstarker Teenager, die schöne Clubatmosphäre wich der einer „Zappelhalle“. Die ruhige Gitarrenmusik im Pub war da schon eher unser Ding und wir haben uns köstlich über die Groupies des Gitarristen amüsiert, welche in reizenden Klamotten ihrem Idol schöne Augen machten.
Noch ein entspannter Spaziergang durch die Decks und während meine Frau sich in unsere Kabine verdrückte, habe ich mir noch einen Rundgang an Deck gegönnt, bei dem ich einsam über dasselbe geschlendert bin und mir auch wirklich nicht ein Mensch begegnet ist.
In einiger Entfernung waren die Lichter dreier Schiffe zu erkennen, ansonsten war es pechschwarze Nacht. Über das Bordradio war eine CD von R.E.M. zu hören. Ich glaube die CD wurde auch beim Ablegen in Tallinn gespielt - egal, Radio aus und gute Nacht.

Vormittag auf See am 18.05.2005

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Der gang vor dem SeaShopFür den nächsten Morgen haben wir uns einen Wecker gestellt, da wir zum Frühstück einen der kleinen Tische am Fenster okkupieren wollten (...ich muss unweigerlich an die Badelaken und Sonnenliegen in den Hotels auf Mallorca denken...ich war noch nie auf Mallorca. ;-). Da wir morgens gern Radio hören, habe ich das Bordradio angestellt...immer noch R.E.M.. Das Frühstück war reichlich und lecker, das Personal so aufmerksam, dass man seinen Teller nicht unbeaufsichtigt stehen lassen konnte ohne sofort abgeräumt zu werden. Bevor es richtig voll wird sind wir fertig und genießen die frische Seeluft an Deck. Die Ostsee ist immer noch ein Brett und das Schiff macht nur eine Vorwärtsbewegung. Nichts ist mit überkommenden Brechern, Gischt bis hoch zur Kommandobrücke, Krängung bis 25 Grad und sich seltsam über die Reling krümmenden Passagieren. Bevor wir es gänzlich vergessen, gehen wir noch in den Bordshop. Es ist kaum was los und die Mitarbeiter haben alle ein freundliches umsatzförderndes Lächeln im Gesicht. Der Shop kommt mir größer als beim letzten Mal vor, wirkt sehr aufgeräumt und ist in helle Farben getaucht. So recht will das Gitter vor der Zollwarenabteilung nicht in das Konzept passen. Vor dem Gitter kniet ein Mann mit heraushängender Zunge, ich glaube in ihm einen der Typen aus der Männergruppe zu erkennen ... NEIN, das war jetzt wirklich frei erfunden ... ;-)

An dem Regal mit der Riesenpackung FINNLANDIA Bonbons komme ich nicht vorbei, auch nehme ich eine sündhaft teure Broschüre mit nie gesehenen Bildern der Finnjet mit. Hoffentlich kann ich das meiner Frau erklären? Brauch ich aber nicht, denn sie steht schon mit einer handvoll Schachteln mit Lakritzpastillen vor der Kasse. Da man mich mit dem Geruch der Pastillen wahrscheinlich durch das gesamte Schiff jagen kann, habe ich keine Erklärungsnot und packe meinen Krempel auf's Band und grinse von einem Ohr zum anderen.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

In der Kabine angekommen stellen wir fest, dass wir das Radio nicht ausgemacht haben. Da aber immer noch R.E.M. läuft, glaube ich inzwischen an Geister und das Radio schaltet sich möglicherweise von selbst an. Ich mache es aus und R.E.M. verstummt. Bis Rostock ist noch ein wenig Zeit und wir beschließen, uns noch ein Stündchen auf's Ohr zu legen. Die brüllende Kinderschar auf dem Gang ist schnell um ein paar Dezibel minimiert und schnell sind wir sanft entschlummert. Geweckt werden wir von einer Durchsage über das Bordradio mit energischer Stimme. Ich versuche die Lautstärke zu reduzieren, meine Frau ist inzwischen auch wach geworden. Das Gerät steht mit mir auf Kriegsfuß, es geht nicht leiser, also drehe ich an dem anderen Knopf... Tatsächlich, es passiert was ... Musik ertönt .... ob ihr es glaubt oder nicht ... endlich wieder R.E.M.. Ich gebe auf. Da wir Rostock ein ganzes Stück näher gekommen sind, gehen wir wieder an Deck und genießen auf der Steuerbordseite die Kreidefelsen der dänischen Insel Mön und auf der Backbordseite die von Rügen. Das Deck ist gerammelt voll, alles liegt in der Sonne und lässt sich selbige in das Gesicht scheinen. Im Bereich des Schornsteines liegen sogar zwei Mädchen im Bikinioberteil und leichter Gänsehaut.

Ankunft in Rostock am 18.05.2005

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Inzwischen ist an Backbord voraus der Riesenkran der Aker Werft in Warnemünde zu sehen, etwas links davon thront das „Elefantenklo“ (Kraftwerkskühlturm) über dem Landstrich. Wenig später ändert die Finnjet ihren Kurs und schwenkt in die Ansteuerung des Rostocker Hafens. Zur Übernahme des Lotsen wird das Fahrwasser kurz verlassen, gleichzeitig kann die nach Gedser laufende Scandlinesfähre ohne Probleme und mit riesiger Bugwelle passieren. Auf der Westmole stehen ein paar Touristen oder Einheimische und winken, als würden wir von einer Erdumrundung heimkehren. Am Passagierkai in Warnemünde liegt die Discovery und wirkt von Bord der Finnjet recht klein. Am Vorschiff ist ein Bootsmannsstuhl herabgelassen, es sollen wohl Farbarbeiten durchgeführt werden. Obwohl ein Schlauchboot im Wasser ist, macht der gute Mann oben keinen guten Eindruck und die im Boot lachen sich total kaputt.

Ankunft in RostockDie Discovery in WarnemündeDie Finnjet ist nun kurz vor ihrem Liegeplatz und ich bekomme doch noch etwas Schiffsbewegung zu spüren. Ganz langsam schaukelt die Finnjet selbst kurz vor dem Erreichen des endgültigen Liegeplatzes von rechts nach links. Keine Welle, kein Wind und doch diese Bewegung. Das Schiff liegt mit einer leichten Neigung nach Steuerbord an der Kaikante, während die Gangway befestigt wird und die ersten Passagiere von Bord gehen. So richtig Lust haben wir nicht von Bord zu gehen und sind auch wieder fast die Letzten. Warum auch Eile haben, im Terminalzelt stehen die Leute sowieso noch am Zollcontainer. Unser Auto steht noch da, wo wir es abgestellt haben und nach einer viertel Stunde sind wir zu Hause ... ich habe die kürzeste Heimreise.

Vom Balkon sehen wir „unsere“ Finnjet und sind irgendwie traurig das es schon vorbei ist, denn es hat uns sehr gefallen. Unser Entschluss steht fest: Das machen wir noch einmal!!! Unsere Kinder sind noch nicht zu Hause. Klamotten auspacken, Radio an .... wat'n Zufall
R.E.M.

P.S.: Pünktlich 17.00 Uhr hat GTS FINNJET den Hafen wieder verlassen.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Vielen Dank an unseren "Lokalreporter" in Rostock, Helge Kleinschmidt für diesen schönen Reisebericht! :-)

zurück zu den "Reiseberichten"

FINNJETweb.com
© Mathias Saken 2001-200
6